Statement des Regisseurs

Neander-Jin erzählt die Geschichte der unerwarteten Rückkehr des ehrwürdigen Urahnen der Menschheit, des Neandertalers. Es sind die Reaktionen von einigen Erdbewohnern auf diese “Wiedergeburt”, die die Sozialsatire ausmachen.

Ich würde den Film als traditionelle Komödie bezeichnen; Affenmann trifft schöne, junge, idealistische Umweltwissenschaftsstudentin, die versucht, den Urmenschen vor der modernen Gesellschaft zu beschützen. Unterdessen wollen „die Bösen“ den Neandertaler entführen und ihn rücksichtslos vermarkten, bis sie sich von dem Profit, den er abzuwerfen verspricht, zur Ruhe setzen könnten.

Die uralten Fragen nach Geld, Ruhm, Politik und Begehren finden sich im aktuellen Szenario wieder. Aus den Bösen könnten die Guten werden, aus dem braven Mädchen könnte… Entscheiden Sie selbst! Wird das Opfer zum Täter?

Dieser Film zeigt jeden Einzelnen in seiner dunkelsten Stunde, doch auf die liebevollste Art und Weise: Ob Deutschen, Amerikaner, herzensgute Schöne oder den Männlichsten aller Männer! Kurzweilig und lustig, jedoch scharfkantig und auf ganzer Linie unterhaltsam.

Neander-Jin ist ein Ensemblefilm mit einer weiblichen Hauptrolle und einem antiken Helden. Der Neandertaler als menschlicher Urahn ruft Projektionen, Reaktionen, Enthüllungen und Demaskierungen bei einer Gruppe ausgewählter Zeitgenossen hervor: Eine junge, gebildete Frau, ein gutmütiger Arbeiter, der sein Herz auf der Zunge trägt, ein scheinbar souveräner Professor, eine Gruppe gefährlich-verrückter Psychiater die nach Patientengeldern lechzen, eine typisch deutsche Frau von nebenan, ein kleinkriminelles Duo aus der Medienbranche und ein selbsternannter TV-Anthropologe mit seinem scheinbar schwulen Assistenten sowie ein machtbewusster Schundblatt-Mogul und sensationsgeile Fernsehreporter aus aller Welt.

Aus seinem alten Dasein herausgerissen und mit einem ungewöhnlichen Rückfahrticket ausgestattet, kitzelt der Neandertaler mit seiner Anwesenheit das Beste und Schlimmste aus jedem einzelnen Charakter heraus. Unter Genregesichtspunkten ist der Film eine Mischung aus Drama, Komödie und Satire, versehen mit einem Hauch Tiefsinn und Sozialkritik.

Es wird nichts aus dem Regierepertoire ausgelassen: Kunst- und Experimentalfilm, die Doku-Soap, sowie Arthouse- und B-Movie lassen grüßen.
Standardeinstellungen und -situationen gepaart mit Handkameras, fest-installierten Kameras, Out-of-focus-, Vaseline- und Fischaugen-Linsen, vereint in Vintage und Fast Jump Cut Arti-Farti, Hoch- und Popkultur, Up-to-date, super hip avant-garde, same old, nie Gesehenes, Altbekanntes, überraschende Schnitttechniken und eine finale Wendung erzeugen eine hoffentlich unterhaltsame Arthouse-Comedy.

 

Florian Steinbiss